[Gosecker Herrscher] Geschichtliche Entwicklung [Ludwig der Springer]

Auf einem Steilhang über dem Saaletal liegt Schloss Goseck. Als Grenzburg bereits im Hersfelder Zehntregister erwähnt, wurde eine Burg Goseck vermutlich schon im 9. Jahrhundert von einem Thüringer Grafengeschlecht errichtet. Dem entstammte Friedrich I.,Herr zu Goseck und Weißenburg, Graf zu Wettin, Brehna und Eilenburg und Burggraf zu Zörbig.Friedrich I. hinterließ die Söhne Adalbert, Dedo und Friedrich II. Adalbert wurde Erzbischof von Bremen sowie Erzieher des Kaisers Heinrich IV. Dedo wurde 1040 vom Kaiser Heinrich III. erblich die pfalzgräfliche Würde verliehen, die später auf Friedrich II. überging. 1041 wurde aufgrund brüderlichen Beschlusses, Burg Goseck in ein Kloster umzuwandeln, mit dem Bau einer Kirche mit Krypta und dem Klostergebäude begonnen. Vermutlich am 29. September 1053 erfolgte dann die Weihe des Benediktinerklosters. Die Brüder Dedo und Friedrich II., die sich weiter sächsiche Pfalzgrafen von Goseck nannten, nahmen nun ihren Sitz auf der Weißenburg.

1540 fiel das infolge der Säkularisierung aufgelöste Kloster an den Kurfürsten Moritz. Dieser verkaufte die Klosteranlage als Rittergut 1548 an seinen Feldwachtmeister Georg von Altensee. Fortan wechselte die Anlage häufig ihre Besitzer, wobei im 16./17. Jahrhundert der Umbau zur Schlossanlage erfolgte.

Letzte Besitzer von 1840 - 1945 waren die Grafen von Zech-Burkersroda. Nach der Enteignung im Jahre 1945 diente die Schlosskirche zeitweise als Kornspeicher und wertvolle Kunst- und Kulturgüter der Schlossanlage wurden zerstört, beschädigt und teilweise abtransportiert. Nach 1945 war das Schloss Schule und Jugenherberge. Die Standsicherheit der so dem Verfall preisgegebenen Schlosskirche konnte 1990 wiederhergestellt werden. Dadurch konnten aus der romanischen Gründungszeit stammende Teile der Klosterkirche gerettet werden konnten.

Bis 1992 wurde die Schlossanlage als Jugendherberge und Touristenstation genutzten. Durch umfangreiche Sicherungsmaßnahmen konnte der weitere Verfall gestoppt werden. Ab 1998 werden schrittweise Voraussetzungen für eine langfristige Nutzung als ein Zentrum für mittelalterliche Musik geschaffen. Seit 1998 befindet sich im Schloss Goseck, das "Europäische Musik- und Kulturzentrum Schloss Goseck". Die Gosecker Schlosskonzerte sind weithin bekannt.

Eine weitere Besonderheit, ist der 170 Jahre alte Ginkobaum im Schlosshof.

Markröhlitz ist ein Ortsteil von Goseck. Die dortige Kirche wurde restauriert. Bekannt ist auch das Eiscafe´ Venezia, welches Besucher von nah und fern anzieht, sowie das Markröhlitzer Eierbetteln. Das Biotop "Rohrteich" wurde erst in den letzten Jahren saniert und dient nun der Erholung. In Markröhlitz, gibt es wie in Goseck eine Freiwillige Feuerwehr.


Als "Gozacha cicitas" gehört Goseck nach Hersfelder Zehntverzeichnis im 9. Jahrhundert, zu den Grenzburgen an der Saale. Die ursprüngliche Anlage war Stammburg der Pfalzgrafen von Sachsen, die 1041 die Burg niederlegten und an ihrer Stelle ein Benedigterkloster gründeten. Nach der Reformation wurde das Kloster Mitte des 16. Jahrhunderts säkulartisiert und zum Rittergut umfunktioniert. Nach vielfachem Wechsel der Besitzer wurde nach dem Abbruch von Teilen des Klosters zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein Schloß errichtet.  Von Goseck aus hat man eine herrliche Aussicht zur Schönburg, nach Eulau, Naumburg und Leissling.


Die Geschichte von Ludwig dem Springer

Der ersten Ehe des Grafen Ludwig war kein Glück beschieden. Kurz nachdem seine Gemahlin gestorben war, lernte er auf einem Bankett des Grafen Mezelin zu Nebra eine Frau kennen, deren Liebreiz ihn fast blendete. Es war Adelheid, die Gattin des Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen. Blicke wurden gewechselt, immer wieder forderte er die Schöne zum Tanz auf, und Adelheid verwehrte ihm keinen Wunsch.

Die Hofhaltung des Pfalzgrafen befand sich auf der Weißenburg bei dem Dorf Zscheiplitz. Häufiger hielten er und seine Gemahlin sich aber auf Burg Goseck auf. Also entschloß sich Ludwig, gegenüber von Goseck ebenfalls eine Burg zu errichten - die Schönburg. So jedenfalls konnte er seiner Geliebten stets nahe sein und sich durch heimliche Zeichen zu einem Stelldichein verabreden. Das ging eine Weile gut; doch bald waren sie der Heimlichkeiten überdrüssig und suchten einen Weg, ihre Verbindung durch Heirat zu krönen.

Doch dieses Ziel lag fern. Die schöne Adelheid war ja verheiratet, und Pfalzgraf Friedrich wachte eifersüchtig über sie. So kam es, daß sie mit Ludwig verabredete, ihren Ehegatten mit Gewalt aus dem Weg zu schaffen. Eines Tages tönten unweit der Burg Jagdhörner durch den Wald. Friedrich saß gerade im Bad. Da ging Adelheid zu ihrem Gatten und höhnte, was er doch für ein schwächlicher Mann sei. Jeder Beliebige könne vor seiner Burg jagen, und er unternehme nichts dagegen.

Da stieg Friedrich zornig aus der Wanne, warf einen Mantel über, griff zum Schwert und sprang auf sein Pferd. Mit wütendem Geschrei ritt er hinaus, um den fliehenden Jäger zu strafen. In einem Gehölz, die Reuse genannt, holte er ihn ein und wollte ihn zur Rede stellen. es war aber niemand anderes als Ludwig. Der hatte auf diesen Augenblick bereits gewartet. Überraschend wandte er sich um und durchbohrte den Pfalzgrafen mit seinem Jagdspieß, so daß er tot vom Pferd stürzte. Dies geschah im Jahre 1083. Später errichtet man an der Mordstelle ein Steinkreuz mit der Inschrift:

Fier wart erstochen unredelich
Der phalttzgraf von Sachsen Her Frederich.
Das ted grave Ledewigk mit seym spere,
Do her jagen reid alhere.

Friedrich wurde auf Burg Goseck zu Grabe getagen. Seine Witwe, die schöne Adelheid trug Trauer und ließ sich von Ludwig Trost spenden, und als das Trauerjahr verflossen war, führte er sie auf die Schauenburg, wo mit großer Pracht Hochzeit gehalten wurde. Doch der Mord war nicht vergessen. Verwandte und Anhänger des Pfalzgrafen hatten Ludwig unterdessen beim Kaiser verklagt. Der ließ den Grafen kurzerhand festnehmen und auf Burg Giebichenstein bei Halle gefangensetzen, wo er von sechs Rittern scharf bewacht wurde.

Über zwei Jahre saß Ludwig so auf dem Giebichenstein gefangen, ehe der Kaiser ein Urteil über ihn fällte. Er verhängte die Todesstrafe; binnen dreimal drei Tagen sollte sie vollstreckt werden. Aber Ludwig war nicht der Mann, sich tatenlos in sein Schicksal zu fügen. Unter dem Vorwand, sein Testament aufsetzen zu lassen, ließ er einen vertrauten Schreiber kommen. Dem flüsterte er zu, daß sein Knecht zu einer bestimmten Stunde mit seinem Lieblingshengst Schwan unterhalb der Burg am Saaleufer auf ihn warten solle. Er aber stellte sich fortan krank, verweigerte Speise und Trank und gab vor, schrecklich zu frieren. Da nahm man ihm die Fesseln ab, brachte ihm mehrere wärmende Mäntel. Das alles gehörte zu seinem Plan.

Zur verabredeten Stunde ging Ludwig um frische Luft zu schöpfen, ans Fenster. Seine Wächter, die beim Würfelspiel saßen, achteten nicht auf ihn. Da schwang sich der Gefangene mit einem kühnen Satz aus dem Turmfenster und sprang in die Tiefe. Weit blähten die Mäntel sich im Wind und minderten die Wucht des Falls. So landete er wohlbehalten in den Wellen der Saale, streifte die Mäntel an und schwamm rasch ans Ufer, wo Pferd und Knecht bereits warteten. Noch ehe sich seine Wächter von dem Schrecken erholt und Alarm geschlagen hatten, galoppierte Ludwig davon und war nicht mehr einzuholen. So konnte das kaiserliche Urteil nicht vollstreckt werden, und Ludwig erfreute sich seiner Freiheit. Von dieser Zeit an trug er den Beinamen "der Springer".


Quelle: Rainer Hohberg - Thüringer Burgen Sagenhaft - Weimar 1996 - Wartburg Verlag

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